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Links nach rechts : Dr. Maria del Rio Carral, Prof. Armin von Gunten, Doctorante Filipa Pereira, Prof. Boris Wernli, Prof. Henk Verloo, Dr. Zhivko Taushanov
Wednesday, 17. April 2019 - 14:54

Die Hochschule für Gesundheit (HEdS) der HES-SO Valais-Wallis lanciert ein Forschungsprojekt über das Medikamentenmanagement für zu Hause lebende Senioren. Infolge der Alterung der Bevölkerung steigt die Zahl der chronischen Krankheiten und damit auch der Probleme aufgrund von Multimedikation. Die HEdS übernimmt dabei zum ersten Mal die Projektleitung im Rahmen des Nationalen Forschungsprojekts NFP 74 Gesundheitsversorgung.

Mit der Bevölkerungsalterung geht ein steigender Medikamentenkonsum einher. Die Multimedikation - die gleichzeitige Einnahme mehrerer Arzneimittel - kann für zu Hause lebende Senioren mit chronischen Krankheiten zu unerwünschten Nebenwirkungen und gefährlichen Situationen führen. Diese interdisziplinäre Studie, die von Prof. Dr. Henk Verloo und der Doktorandin Filipa Pereira der Hochschule für Gesundheit der HES-SO Valais-Wallis in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne, dem Lausanner Universitätsspital CHUV und dem Schweizer Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften FORS durchgeführt wird, will dieses Problem näher untersuchen. „Wir stellen fest, dass die Medikamentenverwaltung für zu Hause lebende ältere Personen ein Problem darstellt. Trotz klarer Vorgaben bleibt die Umsetzung weiterhin schwierig. Wir wollen nach den Gründen dafür suchen und Lösungen finden,“ so die Forschenden. Das Projekt Me@HOME will mit einem gemischten Forschungsansatz konkrete Lösungen für die aus der Multimedikation von Senioren entstandenen Probleme vorschlagen. Das Kick-off-Meeting des Projekts mit allen Partnern und der Projektleiterin Kathrin Peter fand letzte Woche statt.

Mehr als 25 % der Notfälle

Das Projekt Me@HOME wurde im Anschluss an eine zweijährige Studie über die Medikamenteneinnahme von älteren Personen ins Leben gerufen. 22 % der Bevölkerung zwischen 65 und 79 Jahren und 44 % der Senioren über 85 Jahren leben zu Hause und leiden gleichzeitig an mehreren chronischen Krankheiten. 18 bzw. 38 % von ihnen nehmen mindestens fünf Medikamente pro Tag ein, was in gewissen Fällen zu psychosozialen Problemen oder zu kognitiven und physischen Störungen führt. Rund ein Viertel der notfallmässig behandelten Personen weisen diese Symptome auf. Es handelt sich also um ein volksgesundheitliches Problem.

Quantitative und qualitative Studie

Um diese komplexe Problematik zu analysieren, wendet das interdisziplinäre Forschungsteam einen gemischten Ansatz an. In Zusammenarbeit mit dem Spital Wallis werden in einem ersten, quantitativen Schritt codierte und gesicherte Patientendaten ausgewertet, um verschiedene Profile zu erstellen und die Risikofaktoren für eine Verschlechterung des Gesundheitszustands zu ermitteln. In einem zweiten, qualitativen Schritt werden in Zusammenarbeit mit dem Sozialmedizinischen Zentrum 30 betroffene Personen und ihre professionellen Betreuenden oder pflegenden Angehörigen befragt, um ihre Rolle im Rahmen des Medikamentenmanagements zu definieren.

Eine repräsentative Studie

Das dreijährige Projekt will die Situation im Kanton Wallis erfassen. Aufgrund der Vielfalt der Walliser Bevölkerung könnte diese repräsentativ sein für die gesamtschweizerische Bevölkerung und so dem Projekt eine nationale Dimension verleihen. Das NFP 74 Gesundheitsversorgung will Erkenntnisse über die Struktur und Verwendung der Schweizer Gesundheitsversorgung gewinnen, um die konkreten Herausforderungen in der Behandlung von chronisch Kranken zu bewältigen.

Weitere Informationen: http://www.nfp74.ch/de/projekte/versorgung-zu-hause/projekt-verloo