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dignité
Monday, 09. December 2019 - 15:14

Simon Mastrangelo, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Soziale Arbeit der HES-SO Valais-Wallis, hat eine Adaptation seiner Doktorarbeit über die undokumentierte (illegale) Einwanderung von Tunesiern veröffentlicht. Das Buch mit dem Titel Emigrer en quête de dignité - Tunisiens entre désillusions et espoirs (Migranten auf der Suche nach Würde – Tunesier zwischen Desillusion und Hoffnung) geht über die tunesische Migration hinaus und kombiniert ethnografische Feldarbeit und Analysen der sozialen Medien, um die zugrundeliegende Dynamik zu erkennen: Das Gefühl der Ausgrenzung junger Menschen aus Arbeitervierteln und die Radikalisierung ihrer Weltansichten als Ausdruck ihrer Frustration.

Mastrangelo geht über einen rein faktischen Ansatz der illegalen Einwanderung hinaus und berücksichtigt die Weltvorstellungen und die Subjektivität der Personen. Er stützt sich dazu auf die Analyse der auf Facebook vermittelten Ansichten und auf Tiefeninterviews, während derer das Vertrauen langsam aufgebaut wurde.
Er erfasst auf diese Weise Schlüsselmomente des Migrationsprozesses, am Vorabend einer Abreise, in den Strassen einer europäischen Stadt oder nach der Rückkehr in die Heimat nach einer Ausweisung. Er zeigt auf, dass die Beteiligten nicht passiv sind, sondern bei der Planung und Umsetzung ihres Migrationsprojekts eine aktive Rolle spielen. Zwei Aspekte stehen im Mittelpunkt dieses Buches. Zum einen wird gezeigt, dass die Migranten ihrer (manchmal traumatischen) Reise einen Sinn geben, indem sie ihr eine heldenhafte oder religiöse (maktoub) Bedeutung verleihen, und wie sie die Hoffnung für die Zukunft bewahren. Zum anderen wird beschrieben, wie sie ihr Recht auf Auswanderung nach Europa einfordern, selbst entgegen der Migrationspolitik.