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publication
Monday, 20. April 2020 - 14:42

Lisa Marie Borrelli, Postdoc Assistentin, hat einen Artikel in der Journal of Organizational Ethnography geschrieben.

Zweck - Dieser Artikel leistet zweierlei Beiträge für die Analyse von ethnographischer Arbeit. Zunächst wird entlang früherer Studien argumentiert, dass Übergangsriten für den Eingang und die Teilnahme zur Forschung kontinuierliche Prüfungen beinhalten, die bestanden werden müssen, um ein gewisses Maß an Akzeptanz innerhalb des Forschungsfeldes zu erreichen. Hier müssen sich Forscherinnen und Forscher neben emotionalen Anstrengungen auch positionieren und werden mit Vertrauensfragen konfrontiert. Zweitens wird argumentiert, dass die gesammelten und analysierten Daten bezüglich Übergangsriten es uns ermöglichen, die Arbeit von Bürokrat*innen auf dem ‚street-level‘ zu verstehen, sowie auch die Funktionsweise staatlicher Institutionen, insbesondere im polizeilichen Kontext. Die Analyse der Verhandlungen für einen Forschungszugang, bringt somit ein generelles Misstrauen gegenüber dem "Anderen" hervor, hier begründet durch die misstrauische Sicht gegenüber migrantischer Anderer, welche generell im Migrationsregime vorherrscht. Dieses Misstrauen überträgt sich auf den*die Forscher*in, dessen*deren Aufenthalt als fragwürdig und schließlich als störend empfunden wird.

Gestaltung/Methodik/Ansatz - Die gesammelten Daten umfassen semi-strukturierte Interviews sowie mehrmonatige Beobachtungen von ‚street-level Bürokrat*innen und übergeordneten Mitarbeitern, um bisherige Diskussionen über den Forschungszugang zu vertiefen. Darüber hinaus ermöglicht der Ansatz ein vertieftes Verständnis von Erzählungen Einzelner, insbesondere wenn es um die in die Polizeiarbeit eingebettete Kultur des Verdachts geht, und verbindet dieses Alltagswissen von Polizeibeamt*innen und Sachbearbeiter*innen mit den Erfahrungen der Forscherin.

Ergebnisse - Die Analyse von ‚Durchgangs- oder Übergangdsriten‘ ermöglicht es uns, die Arbeit von street-level Bürokrat*innen vor allem in einem polizeilichen Kontext zu verstehen, da wir einen spezifischen Verdachtsmoment finden, der auf den*die Forscher*in gerichtet ist. Er beruht auf einem allgemeinen Misstrauen gegenüber dem*r "Anderen", hier definiert als migrantische*r Andere*r, dessen*deren Aufenthalt als illegal gilt. In diesem Zusammenhang wird die Positionalität des* Forschers*in entscheidend und bedarf einer strategischen Planung.

Forschungseinschränkungen/Implikationen - Der Zugang zum "Feld" ist für Forscher*innen welche z.B.  Interesse an der Sinnfindung und Entscheidungsfindung der jeweiligen Gesprächspartner haben, von entscheidender Bedeutung. Ethnographische Forschung gibt jedoch oft nur teilweise Aufschluss darüber, welche Hürden in der Durchführung von Feldforschung lagen.

Originalität/Wert - Die persönliche Rolle der Forscher*in, ihr Hintergrund und ihre Emotionen werden bei der Beschreibung ethnographischer Forschung oft vernachlässigt. Zugangsverhandlungen und was diese über das zu untersuchende Gebiet aussagen können, werden oft vernachlässigt, obwohl sie zu einem umfassenderen Verständnis der Funktionsweise der gewählten Forschungsbereiche beitragen. In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie das Bestehen von Tests und das Durchlaufen von Ritualen um ‚Mitglied‘ zu werden, uns mehr über die Funktionsweise einer Regierungsbehörde, hier einer schwedischen Grenzpolizeieinheit, sagen kann.

Borrelli, L. M. (2020). ‘Between Nicknames, Trust and Suspicion - Renegotiating Access with Government Agencies in Context of Migration’, Journal of Organizational Ethnography. Doi: 10.1108/JOE-01-2019-0010