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Vincent Fragnière
Wednesday, 16. March 2022 - 09:18

Von 2016 bis 2020 haben das Institut Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft und die Mediengruppe ESH Suisse, der Le Nouvelliste angehört, ein gemeinsames Forschungsprojekt zur Informationsqualität durchgeführt. Das Ziel bestand in der Einführung eines Labels, das die Leser/innen über die Qualität der Artikel informiert. Auf der Basis verschiedener Kriterien wurde eine Software entwickelt, mit der vom Le Nouvelliste veröffentlichte Artikel analysiert wurden. Der Chefredaktor Vincent Fragnière erklärt uns die Bedeutung dieses Projekt.

Warum haben Sie sich an diesem Projekt beteiligt?

Das Ziel dieses Projekts mit der HES-SO Valais-Wallis bestand darin, ein benutzerfreundliches Hilfsmittel zu entwickeln, anhand dessen die Leser/innen erkennen können, welche Artikel gegen den Pressekodex verstossen. Es ging in erster Linie um die Unterscheidung zwischen einem qualitativ hochstehenden Artikel, einer Fake News, einer offiziellen Information oder einer Pressemitteilung. 

Wie muss man sich das konkret vorstellen?

Die Mitarbeitenden des Instituts erhielten Zugriff auf alle notwendigen Daten und Informationen zur Entwicklung von Algorithmen, mit denen die Artikel unserer Zeitung analysiert werden konnten.

Wie haben die Journalisten Ihrer Zeitung auf dieses Projekt reagiert, das die Beurteilung ihrer Artikel zum Ziel hatte?

Das Projekt befindet sich noch in der Experimentierphase, an der sich nur die Chefredaktion beteiligt. Es darf jedoch nicht als eine Art Benotung der Artikel angesehen werden.   

Die Redaktion des Le Nouvelliste pflegt einen engen Kontakt zur Walliser Bevölkerung und es liegt uns am Herzen, diese bestmöglich über aktuelle Probleme und Herausforderungen zu informieren. Gegenwärtig stellen wir jedoch fest, dass die traditionellen Medien teilweise hinterfragt werden.  

Hat die Walliser Bevölkerung heutzutage weniger Vertrauen in den Le Nouvelliste als noch vor 20 Jahren?

Seit dem Aufkommen des Internets und der sozialen Medien hat sich das Verhältnis der Bevölkerung zur Information verändert. Informationen verbreiten sich heutzutage viel schneller.

Seriöse Zeitungen wie die unsrige sind jedoch gezwungen, alle Nachrichten vor der Veröffentlichung zu prüfen. Unsere Aufgabe ist es daher, unseren Lesern und Leserinnen sowohl qualitativ hochstehende Artikel – die kostenpflichtig sind – als auch wichtige Infos und Fakten – die kostenlos sind – anzubieten. 

Welche Risiken sind mit diesen neuen Herausforderungen verbunden?

Das grösste Risiko besteht darin, nicht mehr zwischen den verschiedenen Informationen zu unterscheiden und dadurch das Vertrauen der Bevölkerung zu verlieren. Und Demokratie beruht auf Vertrauen. Die Medien haben eine Informationspflicht vis-à-vis der Bevölkerung. Leider werden jedoch gegenwärtig so viele Informationen veröffentlicht, dass die Leute oft nicht mehr wissen, was sie glauben können. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist es oft am einfachsten, jenen Informationen Glauben zu schenken, die sich mit den eigenen Vorstellungen überschneiden.  

Wie reagieren Sie, wenn Sie hören, dass Medien nur noch Fake News verbreiten?

Zum Glück höre ich das nur selten. In einer solchen Situation muss man aber das Gespräch suchen und den Leuten die Rolle der Medien in der heutigen Zeit aufzeigen. Wir denken gegenwärtig darüber nach, eine Rubrik einzuführen, die erklärt, wie eine Zeitungsredaktion funktioniert und weshalb unsere Arbeit nichts mit der Verbreitung von Fake News zu tun hat.  


Hespresso #4 

Dieser Artikel erschien in der 4. Ausgabe des Magazins hespresso der HES-SO Valais-Wallis zum Thema Fake News. Das Magazin enthält absichtlich mehrere Falschmeldungen.