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Pr. Dr. René Schumann
Friday, 28. October 2022 - 08:30

Das Projekt Smart Urban MultiHub Concept wird durch das Flaghsip-Programm von Innosuisse sowie durch die Partnerunternehmen finanziert. Es wird vom Team des SI Lab (Smart Infrastructure / intelligente Infrastruktur) des Informatik Institut der HES-SO Valais-Wallis geleitet. René Schumann, der für das Projekt verantwortliche Professor und Leiter des Forschungslabors, erhielt eine der 15 Flagship-Finanzierungen von Innossuise für sein Projekt über städtische Multihubs, das darauf abzielt, den Lieferverkehr in der Stadt zu reduzieren und so die Umwelt und die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner eines Stadtviertels zu schützen, indem die Treibhausgasemissionen und die Lärmbelastung verringert werden.

Überlastete Stadtzentren

Die städtischen Gebiete stehen heute vor großen Herausforderungen: Die Bevölkerung wächst, die Städte werden dichter und der Verbrauch von Gütern steigt weiter an. Bis 2040 wird erwartet, dass die Online-Bestellungen im Vergleich zu heute um 75 % zunehmen, was zu einer Erweiterung der Logistikflotte um 37 % führen wird. Mehr noch: Da die Städte immer dichter werden, kann die Infrastruktur nicht weiterwachsen und der motorisierte Individualverkehr nimmt zu, was zu einer geringeren Verfügbarkeit von Verkehrsinfrastruktur für die Logistik führt. Da die Verkehrssysteme in Städten bereits heute an ihre Grenzen stoßen, muss die Stadtlogistik von Grund auf neu konzipiert werden.

Partner aus der Praxis

Eine Gruppe aus Unternehmen, dem öffentlichen Sektor und Forscherinnen und Forschern untersucht die Zukunft der Stadtlogistik. Unter der Leitung der ZHAW School of Engineering beschäftigen sich die Unternehmen Ikea, H&M, Zalando, Cargo Sous Terrain, Quickpac, MSDirect, Swisslog, das Bauingenieurbüro der Stadt Zürich, das Amt für Mobilität des Kantons Zürich, die Universität St. Gallen und die HES-SO Valais-Wallis mit dieser Frage. Das Projekt Urban MultiHub bringt all diese Einheiten zusammen und wird durch das Flaghsip-Programm von Innosuisse sowie durch die Partnerunternehmen finanziert. Seine Stärke liegt in der Interaktion zwischen Wissenschaft und Praxis, denn die erdachten Konzepte können in Form von Pilotanwendungen direkt weiterentwickelt und getestet werden, bevor die verschiedenen Parteien in einem umfassenden Logistikkonzept für städtische Gebiete zusammengeführt werden.

Gemeinsame Räume und ehrgeizige Ziele

Das Projekt soll herausfinden, ob ein Hubsystem mit verschiedenen Hub-Formen und eine Kooperation zwischen Einzelhandel und Logistik städtische Regionen nachhaltig vom Logistikverkehr entlasten können, ohne den Komfort der BewohnerInnen einer Stadt zu beeinträchtigen. Das gesamte System muss vom Absender/von der Absenderin bis zum Empfänger/zur Empfängerin digital vernetzt werden.

Das Herzstück des zukünftigen Stadtlogistikkonzepts ist ein "Urban Multihub". Er ist für die Aufnahme verschiedener Güter ausgelegt und allen interessierten Unternehmen diskriminierungsfrei zugänglich. Es muss kein Raum auf einer festen Basis gemietet werden; stattdessen zahlen die Nutzer/innen nur für den belegten Raum. Die Waren werden im Urban Multihub für eine gemeinsame Lieferung im selben Stadtteil zusammengefasst. Die gemeinsame Lieferung erfolgt nach einem sogenannten White-Label- oder Multi-Label-Ansatz, bei dem die Lieferung an Personen vorrangig in Paketkästen, Quartiersläden oder Postsatelliten und nicht mehr an Privatadressen erfolgt. Dies ermöglicht es den Anbietern, gebündelt zu liefern und die Erstlieferungsrate auf 100% zu erhöhen. Die Verbraucher/innen können ihre Bestellungen dann zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu einer Zeit abholen, die in ihren Tagesablauf passt.

Ziel des Projekts ist es, nicht nur die verschiedenen Elemente zu entwerfen, sondern sie auch in Pilotanwendungen zu testen und ihre Auswirkungen auf die Stadt und die Nachhaltigkeit analysieren zu können. Darüber hinaus sollten Anreize und Regulierungsmaßnahmen beschlossen werden, die die Umsetzung des zukünftigen städtischen Logistiksystems positiv unterstützen.