Die Hochschule für Wirtschaft beginnt das Studienjahr mit einem deutlichen Anstieg der Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger. Sie hat zudem in ihren drei Bachelorstudiengängen nicht nur neue Rahmenstudienpläne eingeführt, um die Qualität und Attraktivität ihres Ausbildungsangebots zu steigern, sondern auch neue Beurteilungsmethoden. Damit soll sichergestellt werden, dass die Studierenden auf die Herausforderungen der digitalen und nachhaltigen Wirtschaft vorbereitet sind.
Die Evaluation von Hochschulstudierenden befindet sich in einem stetigen Wandel, der durch die COVID-19-Krise, das Aufkommen der künstlichen Intelligenz und die neuen Herausforderungen in der Bildungswelt beschleunigt wurde. Zu den neuen Lehrmethoden der Hochschule für Wirtschaft gehören die fortlaufende Leistungsbeurteilung, ein stärkerer Fokus auf dem mündlichen Ausdruck und auf der Umsetzung des Gelernten, wie dies schon seit mehreren Jahren in der Team Academy praktiziert wird. Um sich über bewährte Praktiken auszutauschen und neue Methoden zu erforschen, wird die Hochschule für Wirtschaft im Herbst eine wissenschaftliche Tagung zum Thema Innovation in der Evaluation organisieren.
Die Hauptaufgabe von Bildungseinrichtungen besteht darin, Studierende auszubilden und ihnen die angestrebten Kompetenzen zu vermitteln. Evaluationen dienen unter anderem dazu, sicherzustellen, dass die Studienabgängerinnen und -abgänger über die auf dem Arbeitsmarkt gefragten Profile verfügen. Herkömmliche Prüfungen, die jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt während der Ausbildung stattfinden, wurden insbesondere durch das Aufkommen der generativen künstlichen Intelligenz stark in Frage gestellt. Aus diesem Grund führt die Hochschule für Wirtschaft die fortlaufende Leistungsbeurteilung ein, die ein repräsentativeres Bild der Fähigkeiten und Kenntnisse der Studierenden liefert.
An der Team Academy wird das herkömmliche Beurteilungsmodell auf den Kopf gestellt: Die Studierenden müssen die Beurteilenden – ihre Dozierenden, Experten und Expertinnen – anhand eines Portfolios ihrer Projekte davon überzeugen, dass sie die angestrebten Kompetenzen erworben haben. Die Studierenden lenken auf diese Weise ihre Beurteilungen selbst.
E-Portfolios sind die digitalen Portfolios der Studierenden, in denen sie ihren persönlichen Ausbildungsweg festhalten und ihre individuellen Erfahrungen aufzeigen und reflektieren können. Im vergangenen Jahr wurden Tourismus- und Betriebsökonomiestudierende in je einem Kommunikations-Modul mittels des E-Portfolios fortlaufend beurteilt, um diese Methode zu testen. Ihr Feedback war überwiegend positiv: Sie gaben an, dass die Verwendung des E-Portfolios gut auf den Umgang mit modernen digitalen Tools vorbereite und dank der regelmässigen Einträge Vorbereitungen in letzter Minute verhindere. Weiter begrüssten sie die umfassende Bearbeitung der Themen und die grössere Flexibilität bei der Organisation. Im Gegensatz zu traditionellen Prüfungsmethoden ermögliche das Portfolio ein regelmässiges Feedback und eine Betreuung während des ganzen Semesters, was den Lernprozess persönlicher und bereichernder mache.
Die künstliche Intelligenz hat im Bildungswesen – insbesondere im Unterricht und bei den Beurteilungen – vieles in Frage gestellt. Die Hochschule für Wirtschaft führt deshalb mehrere Forschungsprojekte durch, die sich mit der Optimierung des Wissenstransfers und der Beurteilung der Lernenden befassen. Für sie muss KI in der Lehre als Chance wahrgenommen werden. Sie arbeitet unter anderem an generativen Sprachmodellen, um die Kommunikation zwischen Dozierenden und Studierenden zu erleichtern, und erforscht Methoden, um die Arbeiten der Studierenden mithilfe von KI zu strukturieren. Die Entwicklung ist ähnlich wie damals bei der Einführung des Taschenrechners, als der Schwerpunkt der Beurteilung auf die Strukturierung des Denkens statt auf die Überprüfung manueller Berechnungen gelegt wurde.
Diese Initiativen zur Erforschung und Anwendung neuer Evaluationsmethoden und -instrumente zeugen vom Willen der Hochschule, die Lehre an die sich wandelnden Bedürfnisse unserer Gesellschaft anzupassen und einen wichtigen Beitrag zu dieser Entwicklung zu leisten.