Die Hochschulen müssen heutzutage ihr Ausbildungsangebot attraktiv gestalten, um den Erwartungen der jüngeren Generationen zu entsprechen. Sie müssen neue Lehr- und Lernmethoden bieten, um mit der Zeit zu gehen, und die Zulassung von Studienbewerbenden ermöglichen, die nicht über ein Standardprofil verfügen. Diese Massnahmen tragen gleichzeitig dazu bei, den Arbeitskräftemangel in bestimmten Sektoren zu bekämpfen.
All dies sind Gründe, die die HES-SO Valais-Wallis darin bestärken, die Flexibilisierung ihrer Ausbildungen und die Umsetzung pädagogischer Innovationen weiter voranzutreiben. 2023 entschieden sich zwar weiterhin 85 % der Studierenden für eine Vollzeitausbildung, aber die anderen Unterrichtsformen stossen auf grossen Anklang. So profitierten dieses Jahr 30 bzw. 12 Studienanfänger und -anfängerinnen von der neu gebotenen Möglichkeit, die Bachelorstudiengänge Tourismus und Life Technologies in Teilzeit zu absolvieren.
An der Hochschule und Höheren Fachschule für Soziale Arbeit wird mit der Flexibilisierung der Ausbildungen den immer vielfältigeren Profilen der Studierenden Rechnung getragen. So können Inhaber und Inhaberinnen eines EFZ als Fachmann oder Fachfrau Betreuung bzw. Gesundheit neu die HF-Bildungsgänge Kindheitspädagogik und Arbeitsagogische Leitung in zwei statt drei Jahren absolvieren. Dank einer Passerelle können Inhaber und Inhaberinnen eines HF-Diploms zudem direkt in das 4. Semester des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit einsteigen.
Um den Zugang zu technischen Ausbildungen in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu erleichtern, in denen ein Mangel an Fachkräften herrscht, wurde in den vier Studiengängen der Hochschule für Ingenieurwissenschaften und im Studiengang Wirtschaftsinformatik das PiBS-Modell eingeführt. Es handelt sich dabei um ein praxisintegriertes Bachelorstudium für Inhaber und Inhaberinnen einer Gymnasialmatura, das vier statt drei Jahre dauert. Die Studierenden erwerben parallel zu ihrer Ausbildung die erforderliche Berufserfahrung in ihrem Fachbereich. Für das Studienjahr 2023-2024 entschieden sich 33 (d. h. 1.5 %) der Studierenden für diese Option.
Die Gesundheitskrise im Jahr 2020 hat die Einführung neuer Arbeitsformen im Dienstleistungssektor beschleunigt: Homeoffice und Teilzeitarbeit sind weit verbreitet und eine ausgewogene Balance zwischen Berufs- und Privatleben wird immer wichtiger. Insbesondere die junge Generation stellt das Privatleben in den Vordergrund, strebt nach mehr Flexibilität und will nicht mehr vollzeitig arbeiten oder studieren, um nebenbei auch noch Zeit für Freizeit, Familie oder andere Aktivitäten zu haben.
Den Studierenden werden deshalb neue Studienformen geboten. An der Hochschule für Wirtschaft können zum Beispiel alle drei Studiengänge (Tourismus, Betriebsökonomie, Wirtschaftsinformatik) in Teilzeit absolviert werden. Die Hochschule für Gesundheit bereitet die Eröffnung des Studiengangs Pflege in Teilzeit vor. Die Studierenden der Physiotherapie, die das Konzept Studium-Sport-Kunst wählen, können ihre Ausbildung flexibel an ihre Bedürfnisse anpassen und werden dabei betreut und beraten.
Die Entwicklung der Unterrichtsmethoden ist ohne geeignete Infrastrukturen nicht möglich. Im August letzten Jahres erfolgte der Spatenstich für den Bau des neuen Gesundheitscampus in Champsec (Sitten). Wie beim Campus Energypolis werden auch auf dem neuen Gesundheitscampus Akteure aus den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation sowie Fachleute des Gesundheitssektors an einem einzigen Standort vereint werden. Zusammen mit den bestehenden Campus in Sitten und Leukerbad werden die geplanten Campus in Sitten, Siders und Brig die Eröffnung neuer Studiengänge und die Aufnahme von mehr Studierenden ermöglichen.