Studiengangleiter Alain Imboden über Neuerungen im Studiengang Tourismus der HES-SO Wallis in Siders.
Herr Imboden, Welches ist Ihr Fazit
nach einem halben Jahr im Amt als
Studiengangleiter?
Sehr positiv. Es war aber auch kein Sprung ins kalte Wasser. Als ich 2019 an die Schule kam, begann die Ausarbeitung des neuen Lehrplans. Dank meinen Erfahrungen in Les Roches konnte ich diesen Prozess aktiv begleiten, sodass ich bestens vorbereitet war, als ich die Leitung übernahm.
Wie hat sich der Studiengang durch
den neuen Lehrplan gewandelt?
Im Fokus der Ausbildung steht nicht mehr das einzelne Fach, sondern die für die Praxis benötigten Kompetenzen. Dabei sind heute vor allem Nachhaltigkeit und Digitalisierung gefragt. Damit es aber nicht Schlagwörter bleiben, braucht es viel Arbeit und Engagement der Schule, aber auch der Studierenden. Diese sollen sich als Diplomierte innovativ und verantwortungsbewusst im Tourismus engagieren können. Der erste Jahrgang nach dem neuen Modus wird diesen Sommer abschliessen. Dann werden wir die gemachten Erfahrungen analysieren und nötige Änderungen vornehmen. Der Lehrplan ist kein starres Gebilde. Feedbacks der Tourismusbranche, aber auch der Studierenden werden ihren Niederschlag finden.
Verändert hat sich auch das
Praktikum.
Richtig. Früher waren unsere Studierenden im 6. Semester in einem Betrieb. Neu haben sie im 5. und 6. Semester Wahlfächer, d. h., sie spezialisieren sich, z. B. in Sporttourismus, Human Ressources, im Eventmanagement oder auch Leadership. Diese Kurse basieren jeweils auf einem konkreten Projekt, welches mit einem externen Partner realisiert wird, z. B. mit einer Firma, dem Kanton, einer Gemeinde oder Vereiningung. Aber auch schon im 2. Studienjahr arbeiten wir mit touristischen Anbietern zusammen – dieses Jahr zum Thema «Gemeinsame Nutzung von Ressourcen» –, was sehr wichtig ist für Tourismusdestinationen. So können die Studierenden in der Praxis anwenden, was sie in der Theorie gelernt haben. Der Praxisbezug ist also weiterhin sehr stark, ich würde sagen: noch stärker in unsere Ausbildung integriert. Mit dem Vorteil, dass die Schule jederzeit den Lead behält.
Ab September bieten Sie ein Studium
in Teilzeit an. Was heisst das?
Das Vollzeitstudium dauert drei Jahre, in Teilzeit vier Jahre. Das heisst konkret, die Studierenden können eine 40–50 %-Stelle in einem Tätigkeitsbereich ihrer Wahl annehmen oder diese Zeit für andere Aktivitäten nutzen. Das ist der Unterschied zu einem berufsbegleitenden Studium, wo verlangt wird, dass im entsprechenden Berufsfeld gearbeitet wird. Ein Teilzeitstudium ist eine grosse Chance z. B. für Sportler oder Künstlerinnen, da sie so 40 % zur freien Verfügung haben. Es ist aber auch für Tourismusbetriebe interessant, da sie Mitarbeitenden «on the job» ermöglichen können, eine Weiterbildung mit Bachelor zu absolvieren.
Wo sehen Sie die grossen Herausforderungen
für den Studiengang?
Ich habe den Eindruck, dass der Ruf
der Tourismusberufe in den letzten
Jahren gelitten hat. Und daran müssen
wir arbeiten. Ich denke, unsere
Ausbildung ist auf einen nachhaltigen
und innovativen Tourismus ausgerichtet,
in der die Soft Skills, also die persönlichen,
sozialen und methodischen
Kompetenzen, eine zentrale Rolle
spielen. Der Wirtschaft werden so gut
ausgebildete und spannende Berufsleute
zur Verfügung gestellt. Und das
müssen wir der Öffentlichkeit noch
besser kommunizieren.
Zur Person
Dr. Alain Imboden, 52, studierte
Sozialwissenschaften in
Lausanne/Stockholm und
doktorierte inUppsala, Schweden.
Er war während 14 Jahren
Professor an Les Roches
Global Hospitality School
in Crans-Montana. Seit 2019
ist er an der HES-SO Valais-Wallis,
wo er seit September 2022
den Studiengang Tourismus
leitet. Er lebt mit seiner Familie
in Brämis.