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Nicolas Debons, Studiengangsleiter der Wirtschaftsinformatik
Thursday, 04. May 2023 - 12:41

Nicolas Debons, Studiengangsleiter der Wirtschaftsinformatik der HES-SO Wallis im Gespräch.


Herr Debons, wie beurteilen Sie den Fachkräftemangel im IT-Bereich?
Der Fachkräftemangel in unserem Berufsfeld ist ein grosses Problem, weil wir dadurch nicht in der Lage sind, unsere Gesellschaft so voranzubringen und zu entwickeln, wie wir es möchten. Die Firmen müssen Leute im Ausland rekrutieren oder Aufgaben outsourcen. Was kurzfristig erfolgreich sein kann. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass dabei der Wirtschaftsstandort Schweiz indirekt geschwächt wird.

Wie meinen Sie das?
Ich bin überzeugt, dass die Berufsbildung, das duale Bildungssystem, ein wichtiger Garant für unseren Erfolg ist. Leute, welche diese Kultur selber erlebt haben, diesen Weg selber gegangen sind, können ihrerseits wieder Lernende ausbilden – die Fackel weiterreichen. Wenn wir Rosinenpickerei betreiben, also Fachkräfte im Ausland nach Bedarf holen, so besteht die Gefahr, dass wir langfristig die Berufsbildung und damit die Wirtschaft der Schweiz schwächen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir hier vor Ort gute Ausbildungen haben, welche den jungen Menschen Perspektiven aufzeigen und ermöglichen.

Sehen Sie Lösungen?
Es braucht eine gute Zusammenarbeit von Betrieben und Schulen. Fakt ist, dass wir heute demografisch in der Situation sind, dass wir geburtenschwache Jahrgänge in der Ausbildung haben, während die «Babyboomer » sich langsam, aber sicher in die Pension verabschieden. Umso wichtiger ist die Weiterbildung der aktiven Bevölkerung.

Was heisst das konkret?
Nehmen wir an, jemand hat eine kaufmännische Grundausbildung, arbeitet in einem Betrieb und hat ein Flair für Technologie oder Lust, sich in diesem Bereich weiterzubilden. Und da kommt unser Studiengang Wirtschaftsinformatik in Siders ins Spiel: Wir bieten eine Teilzeitstudium an, d. h. jemand arbeitet in einem Betrieb und absolviert bei uns eine vierjährige Bachelorausbildung. Ein ideales Konzept für Mitarbeitende, welche sich im IT-Bereich weiterbilden wollen, aber auch für die Firma, welche ganz bewusst die Zukunft mit den eigenen Mitarbeitenden planen kann, ohne einen Knowhow- Verlust zu erleiden. Auch werden so den Mitarbeitenden Perspektiven für die Zukunft eröffnet, die Identifikation mit der Firma wächst, was wiederum die Fluktuation vermindert. Auch in den Klassenzimmern der Schule verändert sich dadurch einiges: Studierende mit grossem beruflichem Know-how treffen auf junge Menschen, die von der Berufsmatura oder der gymnasialen Matura kommen, was zu einem spannenden Austausch führt.

Wie beurteilen Sie die Chancen des IT-Bereichs im Wallis?
Es gibt heute viele Initiativen, welche mich positiv stimmen. Es ist wichtig, dass sich die verschiedenen Akteure vernetzen und zusammenarbeiten. Ich denke da z. B. an die MINTworld in Visp, welche sich zur Aufgabe gemacht hat, Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, oder an das Ohooo in Eyholz, wo verschiedene technische Bereiche an einem Ort zusammenfinden. Solche Initiativen sind wichtig, um das Wallis als Tech-Kanton zu positionieren, um unsere Schulen für Studierende aus der ganzen Schweiz attraktiv zu machen. Zusätzlich wünsche ich mir, dass unsere Betriebe noch vermehrt Lernende im Bereich der Informatik ausbilden, damit wir für die Digitalisierung gerüstet sind.


Zur Person
Nicolas Debons aus Savièse studierte Wirtschaftsinformatik. Er arbeitete als Manager und Projektleiter auf nationaler und internationaler Ebene. Seit 2017 leitet er den Studiengang Wirtschaftsinformatik der HES-SO Wallis in Siders. Kürzlich absolvierte er einen CAS in Corporate Governance. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher und erfolgreicher Triathlon-Sportler.


Artikel: Hermann Anthamatten