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Jede Gesellschaft hat für die Integration und Organisation ihrer Mitglieder Institutionen entwickelt, darunter auch «spezialisierte» für Personen, die nicht genügend integriert werden können. Das Projekt untersucht vier davon mittels qualitativer Methoden. Im Zentrum steht die Analyse von Raum-Zeit-Regimen und Fragen der Ausübung von Zwang und Fürsorge.

Solche «spezielle» Institutionen haben eine Geschichte. Dabei ist das Gefängnis, wie Foucault oder Goffman zeigen, ein prominentes Beispiel. Aktuell wird debattiert, ob sich das Prinzip des Gefängnisses auch auf weiter «spezielle», (mehr oder weniger) «totale» Institutionen ausdehnt und die Gesellschaft ein «carceral turn» – erkennbar an der Versicherheitlichung («securitization») vieler Lebensbereiche – erkennen lässt

Das Projekt hat zum Ziel: (1) zu verstehen, in welchem Ausmass der «carceral turn» Gesellschaften wie die Schweiz und ihre Institutionen erfasst und (2) durch die Analyse spezifischer Institutionen zu erkennen, inwiefern sie in der Umsetzung ihres Auftrags, der Zwang und Fürsorge umfasst, dem Prinzip Gefängnis folgen bzw. durch einen «carceral turn» beeinflusst werden.

Dazu soll in den Institutionen Gefängnis, psychiatrische Klinik, Alterszentrum und Asylzentrum untersucht werden, wie die Organisation der Mitglieder in Raum und Zeit erfolgt und welche Regime von Zwang, die durch die Gleichzeitigkeit und Widersprüchlichkeit von Einschränkung und Fürsorge gekennzeichnet sind, beobachtbar sind. Diese Regime zeichnen sich durch ihre Materialität, Technologie, Praktiken, Haltungen und Wahrnehmungen der Betroffenen und Beteiligten und die soziale Einbettung der Institutionen aus.

Diese Studie soll dazu beitragen, solche «speziellen» Institutionen besser zu verstehen, zu erkennen, inwiefern diese Zwang ausüben und wie Betroffenen und Beteiligte diesen Zwang wahrnehmen und damit umgehen. Dabei geht es auch allgemein darum, einen Beitrag zur Diskussion der Rolle und Logik sozialer Institutionen und der Frage nach dem Ausmass des «carceral turn» in der heutigen Gesellschaft zu leisten.

Das Projekt wird durch den SNSF finanziert (Grant # 192696).

Projektleiter: Ueli Hostettler, Universität Bern, Prison Research Group