Zurück zur vorherigen Seite

Internationale Migration wird immer stärker als eine Mobilität durch einen transnationalen Raum wahrgenommen und analysiert. Die Beziehungen zwischen Migranten und ihren im Heimatland gebliebenen Familien wurde lange auf Geldüberweisungen und deren Bedeutung für das Überleben der Familie und die Entwicklung des Lands reduziert. Die finanzielle Unterstützung ist sicherlich ein wichtiger Aspekt, doch die Beziehungen zwischen den Migranten und ihren Familien sind komplexer und für alle Beteiligten emotional fordernd, insbesondere bei grossen Distanzen. Schlüsselmomente im Leben wie Hochzeiten, Geburten, Alter und Krankheit sind auch Momente der Solidarität, der Dienstleistung und des Austauschs beidseits der Grenzen. Die Eltern sind im Leben ihrer Kinder präsent und oft auch stark darin eingebunden. Sie reisen häufig zwischen dem Heimat- und dem Immigrationsland hin und her, um Hilfe und Unterstützung zu bieten. Mit fortschreitendem Alter der Eltern, die oft im Herkunftsland geblieben sind, steigt die Solidarität der Kinder, die diverse Strategien anwenden, um ihren Eltern aus der Ferne zu helfen. Diese Solidarität entspringt einer Art „moralischen Vertrags“, der in Kindern das Pflichtgefühl weckt, sich um ihre Eltern kümmern zu müssen. Dieses Pflichtgefühl variiert oft je nach Kultur und Herkunftsland. Hier setzt dieses Projekt an, das anhand von Reflexionen und Wissenstransfers die transnationalen Beziehungen zwischen Mitgliedern der tunesischen Gemeinschaft in der Schweiz und ihren Eltern und Familien in Tunesien untersuchen, analysieren und verstehen will.