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Henning Mueller du projet Khresmoi au HES Sion, centre TechnoArk a 3960 Sierre, Switzerland, le jeudi 16 fevrier 2012. (PHOTOPRESS/Olivier Maire)
Wednesday, 24. January 2024 - 16:11

Erstaunlicherweise konnten dank der künstlichen Intelligenz (KI) auch im medizinischen Bereich grosse Fortschritte erzielt werden. Dies könnte schlussendlich zu einer Stärkung der Beziehungen zwischen Patienten und Patientinnen sowie Ärzten und Ärztinnen beitragen. 


Im Gesundheitswesen sind soziale Bindungen und der menschliche Kontakt von entscheidender Bedeutung. Die künstliche Intelligenz kann sich dabei als sehr wertvoll erweisen, denn sie bietet dem Ärztepersonal nicht nur wertvolle technische Unterstützung, sondern ermöglicht es ihm, mehr Zeit für die Patienten und Patientinnen aufzuwenden.

Durch die Automatisierung repetitiver Aufgaben werden Ärzte und Ärztinnen entlastet und können den Patienten und Patientinnen mehr Aufmerksamkeit widmen. Dies wiederum führt zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und zu einer Stärkung der Beziehungen. Diese neue Dynamik ermöglicht es dem Gesundheitspersonal, soziale Aspekte wie aufmerksames Zuhören oder persönliche Unterstützung in den Vordergrund zu rücken. 

Die Grenzen der KI

Diese neue Technologie stösst jedoch auch an ihre Grenzen. Henning Müller erklärt: „Die Patienten und Patientinnen wollen von Ärzten und Ärztinnen betreut werden, nicht von Algorithmen.“ Denn letztere können die persönlichen Umstände und die Meinung der Patienten und Patientinnen nicht in die Entscheidungsfindung einbeziehen. Nur durch Gespräche kann die beste Lösung für die gewünschte Behandlung gefunden werden. „Jeder Patient, jede Krankheit und jedes Gewebe ist einzigartig. Eine personalisierte Medizin setzt voraus, dass wirklich alle Aspekte einer Person betrachtet werden.“ 

Eine intensivere Betreuung

Wenn man sie jedoch richtig einsetzt, können die Werkzeuge der künstlichen Intelligenz sehr nützlich sein, zum Beispiel bei der Stärkung der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Patienten und Patientinnen sind beruhigt, da sie es mit Menschen zu tun haben statt mit Maschinen. Im Gegensatz zu Robotern sind Ärzte und Ärztinnen nämlich in der Lage, mit den Ängsten von Patienten und Patientinnen umzugehen. „Anhand der von der KI gelieferten Ergebnissen muss den Patienten und Patientinnen erklärt werden, welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Man muss sie während dieses Prozesses begleiten.“ Gemäss Henning Müller verleiht die Technologie der Medizin auf diese Weise eine menschliche Facette.   

Medizinische Berufe werden nicht verschwinden, ganz im Gegenteil. Henning Müller betont, dass der eigentliche Wandel die Art und Weise betrifft, wie diese Berufsgruppen mit den Patienten und Patientinnen interagieren. Die KI bietet neue Möglichkeiten, die Beziehung zwischen dem medizinischen Personal und den Patienten und Patientinnen zu stärken. Durch die Nutzung der neuen technischen Möglichkeiten wird die soziale Dimension in der Medizin gestärkt und der Mensch wieder in den Mittelpunkt der medizinischen Versorgung gestellt. 

Julia Zheltonozhenko, Isaline Tremblet, Léa Di Tria (FTO)

 

WER IST ER?

Henning Müller ist ausgebildeter Medizininformatiker, ordentlicher Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Genf und Professor für Informatik am Institut Informatik der HES-SO Valais-Wallis. Sein Interesse an künstlicher Intelligenz widerspiegelt sich in mehreren Forschungsprojekten, an denen über 40 Personen aus verschiedenen europäischen Hochschuleinrichtungen beteiligt sind. Sein Hauptprojekt (ExaMode) besteht darin, ein Werkzeug zu entwickeln, das Pathologen bei der Identifizierung von Personen mit Krebs hilft. Die KI ermöglicht es, den Anteil der Krebszellen zu quantifizieren und so den Schweregrad der Krebserkrankung zu erkennen.