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Business meeting between humanoid robots. Generative AI illustration banner
Wednesday, 24. January 2024 - 15:07

UNSERE STUDIERENDEN - Die künstliche Intelligenz (KI) hat auch im Rekrutierungsprozess von Unternehmen Einzug gehalten und ermöglicht die Automatisierung gewisser Aufgaben. Vielversprechende Möglichkeiten oder Anlass zu berechtigter Sorge?

 

Immer öfter kommen in Unternehmen zur Optimierung des Einstellungsprozesses KI-Technologien zum Einsatz, was eine grundlegende Frage aufwirft: Inwiefern kann die KI zur Auswahl der Bewerbenden genutzt werden? Grössere Effizienz, aber auch mögliche Verzerrungen verdeutlichen die grossen Herausforderungen dieser technischen Revolution. Justine Dima, assoziierte Professorin für HR-Management an der Haute Ecole d'Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud (HEIG-VD), hat sich mit diesem Thema befasst.



Die Rolle der KI

Im Rekrutierungsprozess kann die KI eingesetzt werden, um die Sortierung und Prüfung von Lebensläufen, die Identifizierung von Schlüsselkompetenzen und die Auswahl der relevanten Profile zu automatisieren. Sie kann auch zur Durchführung virtueller Bewerbungsgespräche, zur Beurteilung der Antworten der Bewerbenden und zur Abgabe von Empfehlungen anhand vordefinierter Kriterien genutzt werden. Gemäss Justine Dima kann mittels der KI vor allem bei der administrativen Bearbeitung der Bewerbungsdossiers Zeit gespart werden. Im Rahmen von Videointerviews können dank der KI etwa die Sprechgeschwindigkeit, der Tonfall, der Wortschatz und auch die Emotionen der Bewerbenden analysiert werden.  

Eröffnung neuer Möglichkeiten

Neben der hohen Bearbeitungsgeschwindigkeit hat die KI den Vorteil, dass sie repetitive administrative Aufgaben effizient erfüllt. Aufgrund von Verzerrungen können gewisse Bewerbende jedoch diskriminiert werden. „Eine gut programmierte KI kann Aspekte wie Geschlecht, Herkunft, Ausbildung usw. ausblenden, aber ein Nullrisiko gibt es nicht. Es ist ja auch utopisch zu glauben, dass es in der Personalvermittlung überhaupt keinen Rassismus und keine Frauenfeindlichkeit gibt“, hält Justine Dima fest.    

Um eventuelle Verzerrungen auf ein Minimum zu reduzieren und die KI effizient zu nutzen, kann ein Ethikausschuss in die Überlegungen einbezogen werden. Ein Beispiel hierfür ist AIRUDI, ein Start-up aus Quebec, das Unternehmen bei der Integration der KI in das HR-Management unterstützt.   

Bedeutung der Rahmenbedingungen

Für den Einsatz der KI bei der Personalrekrutierung muss diese an ihren Einsatzort und die Bewerbenden angepasst werden. Eine KI aus einer anderen Kultur könnte Probleme bekunden, Emotionen von Personen richtig einzuordnen. In Amerika etwa drücken Menschen ihre Gefühle anders aus als in Asien und die KI erkennt diese Unterschiede nicht von allein. Gemäss Justine Dima ist es daher wichtig, diese KI-Technologien gezielt einzusetzen.

Gegenwärtig muss bei einem Bewerbungsgespräch nicht darauf hingewiesen werden, dass KI genutzt wird. Es handelt sich dabei jedoch um einen iterativen Prozess, der noch umfassend getestet werden muss. 

Fokus auf die Menschen

Wie sieht die Zukunft der KI in der Personalrekrutierung aus? Für Justine Dima ist es denkbar, dass in einem ersten Schritt alle administrativen Aufgaben und die Benachrichtigung der Bewerbenden automatisiert werden. Diese müssen lernen, im Rahmen des Einstellungsprozesses mit der KI in Berührung zu kommen. Nicht alle Vorstellungsgespräche werden durch KI ersetzt werden, denn es ist wichtig, Entscheidungen von Bewerbenden oder auch atypische Lebensläufe zu begreifen. Dank der KI steht mehr Zeit zur Verfügung, um die Bewerbenden zu verstehen. Jedoch kann diese neue Technologie nur erfolgreich sein, wenn man sie sich mit ihr auseinandersetzt, sie versteht und sie anhand von ethischen und verantwortungsbewussten Grundsätzen weiterentwickelt … und dabei offen ist für Neuerungen.  


Loïc Le Deunff , Luna Galster und Marie Jeanningros