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Seit mehreren Jahren existieren in Institutionen, in denen Menschen mit einer geistigen Behinderung begleitet werden, Ateliers für künstlerisches Schaffen. Vier dieser Ateliers in der französisch- und deutschsprachigen Schweiz sind das Untersuchungsfeld von Francis Loser und Barbara Waldis für ein achtzehnmonatiges Forschungsprojekt, das von der Westschweizer Hochschule für Soziale Arbeit finanziert wird. Grundsätzlich interessiert, ob diese Ateliers einfach Beschäftigungsprogramme für Menschen mit einer geistigen Behinderung sind oder ob es in den Ateliers gelingt, die Kunstschaffenden zu unterstützen, ihre Anerkennung und diejenige ihrer Werke zu fördern.

Soziologisch betrachtet werden Kunstwerke in „Lebenswelten der Kunst“ (Becker 2012) geschaffen. Nach dieser Perspektive schafft nicht allein das Genie der Kunstschaffenden ein Kunstwerk, sondern ein Werk entsteht in einer kollektiven Produktion, weil in der Technik, den Ausstellungen und dem Vertrieb weitere Personen massgebend beteiligt sind. Können nun die Ateliers, in denen die Kunstschaffenden mit einer geistigen Behinderung arbeiten, ebenfalls als Lebenswelten der Kunst begriffen werden in denen Kunstschaffende mit soziokulturellen Animatorinnen und weiteren Berufsleuten der Kunstszene zusammenarbeiten? Wie sieht der Alltag in diesen Ateliers aus? Wie wird die Zusammenarbeit gestaltet? Wie wird in diesem bislang unerforschten Feld mit den Hindernissen und Chancen umgegangen, die die Aktivitäten der Kunstschaffenden rahmen? Diesen Fragen gehen die Forschenden nach, wohl wissend um die kontrovers geführte Diskussion über die verschwommenen Grenzen zwischen Sozialpädagogik und Kunst.