Sprachliche Gleichstellung

Wozu sprachliche Gleichbehandlung von Frau und Mann?

Seit 1981 ist die Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Bundesverfassung verankert (Art. 8 Abs. 3). Bis heute gibt es jedoch Bereiche, in denen Frauen und Männer nicht gleichgestellt sind. Es bedarf weiterer Anstrengungen, um die tatsächliche Gleichstellung in allen Lebensbereichen zu verwirklichen. Dazu gehört auch die Sprache.

Im deutschen Sprachraum ist eine zunehmende Sensibilisierung gegenüber der Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der Sprache zu beobachten. Geschlechtergerecht formulieren heisst, auf ausschliesslich männliche Formen, in denen Frauen bloss mitgemeint sind, zu verzichten und Formen zu verwenden, welche die Frauen und Männer gleichermassen in der Sprache sichtbar machen. Mit einer geschlechtergerechten Sprache können alle Beteiligten die tatsächliche Chancengleichheit von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern im Alltag voranbringen.

Hochschulen kommt hierbei eine Vorbildfunktion zu. Im universitären Kontext soll auf eine korrekte, sorgfältige und geschlechtergerechte Sprache geachtet werden.

Quellen:

http://www.frauenstelle.uzh.ch
http://www.baselland.ch/fileadmin/baselland/files/docs/fkd/gleich/aktuell/nicht-jeder-frau.pdf
http://www.equal.ethz.ch/publications/rules
http://www.bk.admin.ch/dokumentation/publikationen/00292/01215/index.html?&print_style=yes


Möglichkeiten des geschlechtergerechten Formulierens

Das Deutsche kennt im Wesentlichen drei Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu formulieren:

Paarformen

Geschlechtsneutrale und geschlechtsabstrakte Ausdrücke

Umformulierungen

Paarformen

Paarformen

Bei den Paarformen werden Frauen und Männer explizit genannt. Paarformen treten als Vollformen und als Kurzformen auf.

Vollformen

Die Vollformen geben den genauen Wortlaut der gesprochenen Sprache wieder:
- die Assistentin oder der Assistent
- die Professoren und Professorinnen  
- Ärzte und Ärztinnen

Eine Häufung von Vollformen kann die Lesbarkeit eines Textes erschweren. In solchen Fällen sind geschlechtsneutrale oder geschlechtsabstrakte Formulierungen oder Umformulierungen vorzuziehen.

Kurzformen

Kurzformen sind Abkürzungen, grafische Zeichen, die anstelle von sprachlichen Ausdrücken stehen und beim Lesen wieder aufgelöst werden müssen. Mit einem Schrägstrich kann beispielsweise eine Konjunktion (und, oder) eingespart werden; Schrägstrich oder Binnen-I dienen dazu, die Wiederholung des gleichen Grundwortes zu vermeiden:

ForscherInnen, Forscher/innen
MitarbeiterIn, Mitarbeiter/in
SachbearbeiterInnen, Sachbearbeiter/innen

Auf die Einklammerung der femininen Endung „Student(in)“ ist zu verzichten, da damit die Forderung der sprachlichen Gleichbehandlung nicht erfüllt wird.

Die Weglassprobe dient der Überprüfung, ob eine Kurzform korrekt gebildet ist.

Geschlechtsneutrale und geschlechtsabstrakte Ausdrücke

Geschlechtsneutrale und geschlechtsabstrakte Ausdrücke bieten sich an, wenn die Rollen und Funktionen der Personen oder deren Handlungen im Vordergrund stehen.
 
Geschlechtsneutrale Ausdrücke

Dazu gehören substantivierte Adjektive:

  • die Kranken
  • die Jungen

und substantivierte Partizipien:

  • die Dozierenden
  • die Mitarbeitenden

Geschlechtsneutralität ist nur im Plural gegeben. Im Singular kommt jeweils das grammatische Geschlecht zum Ausdruck.
 
Geschlechtsabstrakte Ausdrücke

Geschlechtsabstrakte Ausdrücke sind geschlechtsunspezifisch. Ihr grammatisches Geschlecht ist willkürlich und hat keinen Bezug zum natürlichen Geschlecht:

  • der Gast, das Individuum, der Mensch, das Mitglied, die Person
  • die Haushalthilfe, die Hilfskraft, der Lehrkörper, das Lehrpersonal, die Ombudsperson
  • die Belegschaft, die Delegation, das Gremium, die Leitung, das Präsidium, der Rat

Umformulierungen

Mit Umformulierungen können Personenbezeichnungen und komplizierte Formulierungen vermieden werden:

  • Umschreibung mit unpersönlichen Pronomen (wer, alle, diejenigen, jene usw.)
  • Verwendung der direkten Anrede
  • Umschreibung mit Infinitiv
  • Umschreibung mit Passivformen
  • Umschreibung mit Adjektiven
  • Verwendung von handlungsbezeichnenden Substantiven