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Groupe4_Portrait_Gayané_portrait
Tuesday, 13. June 2023 - 18:00

UNSERE STUDIERENDEN - Gayané ist eine 23-jährige Tourismusstudentin an der Hochschule für Wirtschaft in Siders. Sie erzählt nachstehend, wie sie zum Containern gekommen ist. 


Wo hast du zum ersten Mal vom Containern gehört?

Auf Instagram habe ich Accounts abonniert, in denen es um Kochen und Resteverwertung geht. Mein Algorithmus schlug mir eine Seite vor, auf der jede Woche Informationen über das Containern bzw. Dumpstern in Frankreich veröffentlicht werden. Meine beste Freundin erzählte mir, dass sie Freunde in Genf habe, die regelmässig auf Dumpster-Tour gingen. An einem Samstagabend schlug sie mir vor, es ihnen gleichzutun. Wir machten uns also auf den Weg, um die Container von Denner zu durchstöbern. Ich war begeistert von der Idee, den Abfall zu durchsuchen, es war mir überhaupt nicht peinlich.

 

Weshalb hast du mit dem Dumpstern angefangen?

Es stört mich, für Lebensmittel zu bezahlen, wenn ich weiss, dass sie 20 Minuten später im Abfall landen werden. Ich kann damit Geld sparen, aber ich denke auch an den Umweltschutz. Ich bin Studentin und koche gerne. Ein grosser Teil meines Budgets geht für Lebensmittel drauf. Ich möchte gute Lebensmittel kaufen, aber das ist teuer! Also entlastet es den Geldbeutel ein wenig, wenn ich ein paar Sachen aus dem Abfall retten kann. Aber auch wenn ich die finanziellen Mittel hätte, würde ich wahrscheinlich weiter dumpstern, denn ich finde das ganz spannend. 

 

Hast du beim Containern auch lustige Sachen erlebt?

Manchmal dauert es eine Weile, bis man einen Container gefunden hat. Am ersten Abend fanden wir nach langem Suchen endlich einen, und ich begann ihn zu durchwühlen, ohne gross nachzudenken. Beim Herumstöbern habe ich mir mit einer zerbrochenen Glasflasche die Hand aufgeschnitten und mir eine schöne Schnittwunde zugezogen! Daneben lagen sieben Blumensträusse. Daraufhin beschloss ich, einen davon mitzunehmen und die Blumen zu trocknen. Der Blumenstrauss hängt immer noch bei mir zuhause. Er erinnert mich an meine erste Erfahrung und bringt mich zum Lächeln. 


Hattest du schon mal mit den Behörden zu tun?

Nein. In der Schweiz kann die Polizei Bussen ausstellen, wenn öffentliches Eigentum beschädigt wird. Aber wenn sie Leute beim Containern sieht, werden diese einfach aufgefordert weiterzugehen. Falls mich die Polizei ansprechen würde, würde ich natürlich kooperieren. Ich würde die Gelegenheit aber nutzen, um ihnen zu erklären, dass Lebensmittel nicht einfach so weggeworfen werden sollten und ich trotz ihres Einschreitens weiterhin dumpstern werde. 


Maude Girod, Lucia Landert und Manon Convers


Containern, Mülltauchen oder Dumpstern (engl. dumpster diving) bezeichnet die Mitnahme weggeworfener Waren (meistens Lebensmittel) aus Abfallcontainern.

Unter den Personen, die das Containern betreiben, befinden sich einerseits bedürftige Menschen und andererseits Personen, die mit dem Mülltauchen auf die Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen wollen.