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Thursday, 03. August 2023 - 10:47

Phase 1: I'm not a stranger anymore

I'm not a stranger anymore ist eine interaktive kulinarische Performance von Sawi Laila durchgeführt, bei der Weizen künstlerisches Medium, Nahrungsquelle und Mittelpunkt sozialer Praktiken, des Zusammenhalts und der Entstehung von Kulturen ist. Sie wird in zwei Phasen an verschiedenen Orten in der Schweiz (2022) durchgeführt.     

Die Performance beruht auf der persönlichen Geschichte des Künstlers, der in Ägypten geboren und aufgewachsen ist, sowie auf der Verbindung zwischen Brotbacken, Familie, Kultur und Tradition. Er erforscht die Bedeutung des Backens von eigenem Brot vor dem Hintergrund der Gewalt, die sich aus den Äusserungen gegen Migranten und Minderheiten ergibt. Der Künstler verwendet selbst verfasste Texte in Arabisch und Englisch sowie Geschichten, die im Rahmen von Forschungsarbeiten zu diesen Themen gesammelt wurden. Die Performance will neben den ungleichen Machtverhältnissen in solchen Situationen auch aufzeigen, wie sich heftige politische Äusserungen gegen Migranten und Minderheiten auf unseren Körper auswirken.

Weiter will der Künstler illustrieren, wie das Kochen durch die Interaktion mit dem Publikum Wunden heilen kann und Gelegenheit bietet, Gefühlen und Emotionen Ausdruck zu verleihen. Kochen in öffentlichen Räumen kann einen sicheren Raum schaffen, in dem Heilung stattfinden kann.



Phase 2 : Ecofeminism Dinner

Kollektive Kochperformance im Rahmen des Festivals Room to Bloom in Schweden. Das Ziel besteht darin, Mut für Neues zu haben und zusammen zu kochen. Es gibt keine Hierarchie oder Machtverhältnisse und jede Person hat eine bestimmte Aufgabe. Die gewählten Rezepte haben einen Bezug zu den Vorfahren und Bräuchen der Teilnehmenden, damit diese wichtige Verbindung aufrechterhalten wird.

Essen und Körperpflege sind wesentliche Bestandteile unseres täglichen Lebens. Liebe und Geduld sind die wichtigsten Zutaten für ein gutes Essen. 



Auszüge aus der künstlerischen Performance 


Hier, in der Nähe dieses Hauses, vermischen sich der Duft von frischem Brot mit Erinnerungen und dem Geruch der alten Gemäuer. Meine Fingerspitzen sind aufgrund der Kälte fast gefroren. Und meine Füsse… ich weiss nicht, wie sie mich hierherbringen konnten, wie wenn sie sich beeilt hätten und gerannt wären, in der Hoffnung, bald wieder in der Wärme zu sein.

 

Meine Mutter sagte immer „Wenn ich jemanden liebe, dann mag ich es, für diese Person zu kochen.“ Beim Näherkommen roch ich diesen Duft, der mir den Eindruck verlieh, voller Energie zu sein. Und ich bemerkte auch die wunderbaren Hände meiner Mutter, in einem reinen, unverfälschten Weiss. 

 

Uns wurde immer wieder gesagt, dass sich das Land in einer Wirtschaftskrise befände, und daher legten meine Eltern immer wieder Bargeld auf die Seite […]. Vier Tage pro Woche assen wir sehr einfache und günstige Mahlzeiten, ohne Fleisch. An den drei anderen Tagen gab es Reste, einen Tag rotes Fleisch, einen Tag Geflügel und einen Tag Fisch.

 

Meine Mutter sagte immer, dass wir Glück hätten: Es gäbe Leute, die jeden Tag nur Gemüse und Brot essen würden, ohne oder mit nur wenig Fleisch. Wir sollten also zufrieden und dankbar sein. Ich war jedoch unzufrieden. Ich war nicht wie die meisten Kinder, die gerne Fleisch hatten. Ich wurde immer unruhig, wenn ich zuhause den Geruch von gebratenem Fleisch roch und hätte am liebsten gar kein Fleisch gegessen.

 

Mein Vater war zornig. Er sagte, ich sei wie ein junges Mädchen, dass diese aber viel bodenständiger seien als ich, dass ich kränklich sei und bleiben würde, wenn ich kein Fleisch essen würde. 

 

Meine Mutter war intelligent und wusste zu überzeugen. Sie schnitt das Fleisch in kleine Stücke und mischte es unter den Gemüsereis. Sie war sich nicht bewusst, dass ich dieselben Fähigkeiten von ihr geerbt hatte, und dass ich den Reis und das Gemüse ass, aber das Fleisch im Teller verteilte und sie so überzeugte, dass ich fast alles fertiggegessen hatte.  

 

Meine Mutter sagte immer, dass unser Haus genug Platz böte für Tausend Freunde und Familienmitglieder, denn sie empfing alle Gäste mit offenen Armen. Ihre Methode? Das Kochen.